Der Fall Ashtiani: Religionskritiker fordern Isolierung des iranischen Regimes

Der von Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime Deutschland) und Maryam Namazie (Zentralrat der Ex-Muslime Großbritannien) organisierte Protest gegen die Steinigung der Iranerin Sakineh Ashtiani hat weltweit Reaktionen hervorgerufen. Zunächst versuchte das iranische Regime den Protest abzuwiegeln. In einem Fernsehinterview mit dem US-Sender ABC behauptete Irans Präsident Ahmadinedschad, Ashtiani sei niemals zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. „Mörder von Menschen, die vorgeben, nun Menschenrechte zu vertreten“, hätten diese „Propaganda“ veröffentlicht, vor allem auch „jemand in Deutschland“ (Ahadi).

Nachdem sich herausstellte, dass sich die Weltöffentlichkeit nicht so leicht hinters Licht führen lässt, reagierte das Regime ungehalten: Als zwei deutsche Journalisten durch Vermittlung Ahadis den Sohn Ashtianis, Sajjad, und deren Rechtsanwalt Houtan Kian am 10. Oktober im Iran interviewten, wurden alle vier Beteiligten verhaftet. Mina Ahadi, die das Gespräch per Telefon dolmetschte, wurde Zeugin der Ereignisse und informierte die Presse.

Angesichts dieser Ereignisse forderten Ende Oktober 12 säkulare Intellektuelle einen Boykott des iranischen Regimes . In dem u.a. von Mina Ahadi, Richard Dawkins, Taslima Nasrin und Michael Schmidt-Salomon unterzeichneten Aufruf, wird an den wirksamen Boykott des südafrikanischen Apartheitsregimes erinnert. Nun müsse die iranische Regierung mit gleicher Konsequenz diplomatisch isoliert werden. Steinigungen seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die unter keinen Umständen toleriert werden dürften.

Mitte November konterte das iranische Staatsfernsehen mit einem Propagandavideo (hier in deutschsprachiger Version), in dem die inhaftierten deutschen Journalisten, Ashtiani sowie ihr Sohn und Rechtsanwalt “Geständnisse” ablegten, welche Mina Ahadi angeblich (der Wortlaut der Aussagen der deutschen Jornalisten wird vom iranischen Kommentator übertönt, die Gesichter der Gefangenen sind verfremdet) schwer belasten. Mina Ahadi reagierte auf das Video mit einer Pressemitteilung, die u.a. auf dem Portal des Humanistischen Pressedienstes veröffentlicht wurde. Mittlerweile scheinen die meisten Kommentatoren das gezinkte Spiel der iranischen Regierung durchschaut zu haben (siehe u.a. „Welt am Sonntag“ vom 21.11.2010).