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Neuauflage der „Kritischen Islamkonferenz“ 2013 geplant

Eine salafistische Werbekampagne, in deren Rahmen angeblich bis zu 25 Millionen Ausgaben des Korans in Deutschland verteilt werden sollen, hat in der Politikheftige Kritik ausgelöst. gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon warnte allerdings vor hysterischen Überreaktionen, die die Kampagne der Salafisten bloß aufwerten würden. Der Herausforderung des Islam müsse man mit Aufklärungsarbeit, nicht mit Zensurmaßnahmen begegnen, sagte der Stiftungssprecher und kündigte eine Neuauflage der „Kritischen Islamkonferenz“ an.

Gegen das kostenlose Verteilen „Heiliger Schriften“ sei überhaupt nichts einzuwenden,  erklärte Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Oberwesel. Die Aktion der Salafisten sei nicht nur durch die Verfassung abgedeckt, sondern aus aufklärerischer Perspektive sogar zu begrüßen: „Ich wünschte, weit mehr Menschen würden die Bibel und den Koran lesen. Denn nur wer diese ‚Heiligen Schriften‘ kennt, kann verstehen, warum von Menschen, die diese vormodernen Texte wörtlich nehmen, eine so große Gefahr für die offene Gesellschaft ausgeht.“

Auf die Werbekampagnen der Salafisten solle man daher nicht mit Zensurmaßnahmen reagieren, sondern mit einer Verstärkung der  Aufklärungsarbeit, sagte Schmidt-Salomon. In diesem Zusammenhang kündigte er eine Neuauflage der „Kritischen Islamkonferenz“ im kommenden Jahr an:

„Von der ersten Kritischen Islamkonferenz, die im Mai 2008 in Köln stattfand, ging ein wichtiger Impuls für die humanistische Islamkritik aus. Sie zeigte auf, dass es einen ‚dritten Weg‘ jenseits von Fremdenfeindlichkeit und reaktionärer Islamverteidigung gibt, dass es sehr wohl möglich ist, die autoritären, freiheitsfeindlichen Normen des Islam (in seiner traditionellen Auslegung) zu kritisieren und  gleichzeitig gegen rassistische, ausländerfeindliche Ideologien vorzugehen. Nach der unsäglichen Sarrazin-Debatte, den geopolitischen Erschütterungen der Arabischen Revolution, dem Erstarken der salafistischen Bewegung sowie der gut gemeinten, aber letztlich kontraproduktiven Einführung des Islamunterrichts in Deutschland ist es an der Zeit, diesen aufklärerischen Impuls wieder aufzufrischen. Deshalb soll 2013, fünf Jahre nach der ersten Kritischen Islamkonferenz, die zweite Tagung dieser Art stattfinden. Wir werden uns in den nächsten Wochen mit unseren Kooperationspartnern zusammensetzen, um die Weichen für diese Konferenz zu stellen.“

Bislang stehen weder der genaue Tagungsort noch der Tagungstermin fest, es gebe aber gute Gründe dafür, die 2. Kritische Islamkonferenz im Frühjahr/Sommer 2013 in Berlin stattfinden zu lassen, verriet der Stiftungssprecher.

Der Fall Ashtiani: Religionskritiker fordern Isolierung des iranischen Regimes

Der von Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime Deutschland) und Maryam Namazie (Zentralrat der Ex-Muslime Großbritannien) organisierte Protest gegen die Steinigung der Iranerin Sakineh Ashtiani hat weltweit Reaktionen hervorgerufen. Zunächst versuchte das iranische Regime den Protest abzuwiegeln. In einem Fernsehinterview mit dem US-Sender ABC behauptete Irans Präsident Ahmadinedschad, Ashtiani sei niemals zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. „Mörder von Menschen, die vorgeben, nun Menschenrechte zu vertreten“, hätten diese „Propaganda“ veröffentlicht, vor allem auch „jemand in Deutschland“ (Ahadi).

Nachdem sich herausstellte, dass sich die Weltöffentlichkeit nicht so leicht hinters Licht führen lässt, reagierte das Regime ungehalten: Als zwei deutsche Journalisten durch Vermittlung Ahadis den Sohn Ashtianis, Sajjad, und deren Rechtsanwalt Houtan Kian am 10. Oktober im Iran interviewten, wurden alle vier Beteiligten verhaftet. Mina Ahadi, die das Gespräch per Telefon dolmetschte, wurde Zeugin der Ereignisse und informierte die Presse.

Angesichts dieser Ereignisse forderten Ende Oktober 12 säkulare Intellektuelle einen Boykott des iranischen Regimes . In dem u.a. von Mina Ahadi, Richard Dawkins, Taslima Nasrin und Michael Schmidt-Salomon unterzeichneten Aufruf, wird an den wirksamen Boykott des südafrikanischen Apartheitsregimes erinnert. Nun müsse die iranische Regierung mit gleicher Konsequenz diplomatisch isoliert werden. Steinigungen seien Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die unter keinen Umständen toleriert werden dürften.

Mitte November konterte das iranische Staatsfernsehen mit einem Propagandavideo (hier in deutschsprachiger Version), in dem die inhaftierten deutschen Journalisten, Ashtiani sowie ihr Sohn und Rechtsanwalt “Geständnisse” ablegten, welche Mina Ahadi angeblich (der Wortlaut der Aussagen der deutschen Jornalisten wird vom iranischen Kommentator übertönt, die Gesichter der Gefangenen sind verfremdet) schwer belasten. Mina Ahadi reagierte auf das Video mit einer Pressemitteilung, die u.a. auf dem Portal des Humanistischen Pressedienstes veröffentlicht wurde. Mittlerweile scheinen die meisten Kommentatoren das gezinkte Spiel der iranischen Regierung durchschaut zu haben (siehe u.a. „Welt am Sonntag“ vom 21.11.2010).

Erster Erfolg der Kampagne: Siamak Zare erhält Flüchtlingsstatus!

Die von der „Kritischen Islamkonferenz“ initiierte Kampagne „Asyl für Ex-Muslime“ kann einen ersten Erfolg verbuchen: Siamak Zare muss nicht mehr befürchten, in den Iran abgeschoben werden. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hob in seinem Bescheid (AZ:5382655-439) die „Abschiebungsandrohung“ gegen Zare auf und erkannte ihm die „Flüchtlingseigenschaft“ zu.

„Damit ist unseres Wissens das erste Mal anerkannt worden, dass auch religionsfreie Menschen religiös verfolgt werden!“ erklärte der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, der die Kampagne geleitet hatte. „Wir hoffen, dass diese Entscheidung nun in anderen Asylverfahren berücksichtigt wird!“

Lesen Sie weiter unter: http://hpd.de/node/9344

Kritische Islamkonferenz fordert „Asyl für Ex-Muslime“

Die „Abkehr vom Islam“ soll künftig als Asylgrund gelten, wenn die Asylbewerber aus Ländern stammen, in denen Apostasie (Abfall vom Glauben) als Verbrechen verfolgt wird. Dies ist das Ziel einer Kampagne, die heute von den Initiatoren der „Kritischen Islamkonferenz“ gestartet wurde.

„Die Flucht aus der Heimat ist für Ex-Muslime oft die letzte Chance, grausamen Strafen zu entgehen“, heißt es in dem von Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), Hartmut Krauss (Zeitschrift Hintergrund) und Michael Schmidt-Salomon (Giordano Bruno Stiftung) verfassten Kampagnentext. „Bislang jedoch haben deutsche Gerichte die Gefahren, die diesen Menschen in ihren Ursprungsländern drohen, in skandalöser Weise heruntergespielt und ihnen das Recht auf Asyl verweigert.“

Ein besonders gravierendes Beispiel sei der Fall des iranischen Dissidenten Siamak Zare, der 2007 im Rahmen einer Aktion des „Zentralrats der Ex-Muslime“ öffentlich bekannte, dem Islam abgeschworen zu haben. Das Verwaltungsgericht Kassel urteilte, dass die Abkehr vom Glauben in Zares Fall kein Asylgrund sei, da das „religiöse Existenzminimum“, etwa „das Gebet mit Gleichgesinnten“, nicht in Gefahr gerate. „Die Richter meinten offensichtlich, dass ein religionsfreier Mensch nicht am Beten gehindert werden könne, da er ohnehin kein Interesse daran hat“, erläutert Michael Schmidt-Salomon. „Daraus schlossen sie, dass religionsfreie Menschen nicht religiös verfolgt werden könnten, was an Absurdität schwerlich zu überbieten ist! Die Realität sieht bekanntlich völlig anders aus!“

„Allein im Iran wurden seit der Machtübernahme der Mullahs viele Tausend religionsfreie Menschen ermordet“, sagt Mina Ahadi. „Vor wenigen Tagen erst wurde ein junger Mann namens Ehsan Fattahian wegen „Abkehr vom Islam“ gehenkt. Ich frage mich: In welcher Welt leben diese deutschen Richter eigentlich? Wir werden das Skandalurteil gegen Siamak jedenfalls nicht hinnehmen! Vielmehr fordern wir die deutsche Politik und Justiz auf, endlich für eine humanere Asylpolitik zu sorgen!“

Petition: „Asyl für Ex-Muslime“

Der Abfall vom Islam stellt in vielen „muslimischen Ländern“ ein todeswürdiges Verbrechen dar. Die Flucht aus der Heimat ist für Ex-Muslime oft die letzte Chance, grausamen Strafen zu entgehen. Bislang jedoch haben deutsche Gerichte die Gefahren, die diesen Menschen in den Ursprungsländern drohen, in skandalöser Weise heruntergespielt und ihnen das Recht auf Asyl verweigert. 

Ein besonders gravierendes Beispiel ist der Fall des iranischen Ex-Muslims Siamak Zare: Zare gehört zu den mutigen Menschen, die 2007 im Rahmen der Kampagne des „Zentralrats der Ex-Muslime“ (ZdE) dem Islam öffentlich abgeschworen haben. Sein Foto fand sich auf dem Kampagnenplakat direkt neben dem Foto der ZdE-Vorsitzenden Mina Ahadi.

Siamak Zare weiß, was ihm für diese provokative Aktion im Iran blühen kann. Der ausgebildete Kameramann hat den Terror des Regimes in der Vergangenheit am eigenen Leib erfahren. Zweimal ist er im Iran aufgrund seiner regimekritischen Einstellung inhaftiert und gefoltert worden. Im Jahr 2000 gelang Zare mit seiner Familie die Flucht nach Deutschland, wo eines seiner beiden Kinder geboren wurde. Er hoffte, in Deutschland in Freiheit leben und seinen Beruf als Kameramann ausüben zu können. Doch die deutsche Asylgesetzgebung ließ das nicht zu. 

Das Verwaltungsgericht Kassel urteilte, dass die öffentliche Abkehr vom muslimischen Glauben keinen hinreichenden Asylgrund darstelle, da in Zares Fall das „religiöse Existenzminimum“ nicht gefährdet sei. Dieses religiöse Existenzminimum umfasse nämlich, so die Richter, „neben der Religionsausübung im häuslich-privaten Bereich das gemeinsame Gebet und den Gottesdienst mit Gleichgesinnten abseits der Öffentlichkeit“. Nun hat Siamak Zare als humanistischer Atheist in der Tat kein Interesse an Gebeten und Gottesdiensten. Und so verstiegen sich die Richter zu der ungeheuerlichen Behauptung, dass Zare als religionsfreier Mensch überhaupt nicht religiös verfolgt werden könne und deshalb auch keinen Anspruch auf Asyl habe.

Dabei verkannten die Richter, dass im Iran gerade säkulare Gegner des Regimes verfolgt und ermordet werden und dass Atheisten als eine noch größere Systembedrohung gelten als Konvertiten zum Christentum. Seit der Machtergreifung der Mullahs wurden Tausende freigeistige Systemgegner hingerichtet. Das Gesetz über die islamischen Strafen vom 8. Mordad 1370 / 30. Juli 1991 sieht als Hadd-Strafe für den „Kampf gegen Gott und das Verderbenstiften auf Erden“ Tötung, Kreuzigung, Abschneiden der rechten Hand und des linken Fußes oder Verbannung vor – wobei es im freien Ermessen des Richters liegt, welche der vier Strafen er als angemessen erachtet.

Siamak Zare hat nun einen erneuten Asylantrag (Folgeantrag) gestellt. Wir, die Unterzeichnenden, werden dieses Verfahren aufmerksam verfolgen und erwarten von den Richtern, dass sie die Rechtsansprüche religionsfreier Menschen endlich in gleichem Maße respektieren wie die Ansprüche gläubiger Menschen! Angesichts der großen Gefahren, denen sie in islamisch regierten Ländern wie dem Iran ausgesetzt wären, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Siamak Zare und seine Familie Asyl in Deutschland erhalten.

Unsere Forderungen gehen über den Einzelfall „Siamak Zare“ jedoch hinaus: Wir fordern den Asylstatus für alle Ex-Muslime, die in ihren Herkunftsländern von Verfolgung, Folter, Mord bedroht sind! Es kann nicht sein, dass sie unter der ständigen Angst leben müssen, in Länder abgeschoben zu werden, die von islamischen Fundamentalisten regiert werden. Die deutsche Politik und Justiz sind dringend gefordert, solch eklatante Fehlentscheidungen zu korrigieren!

Im Namen der Kritischen Islamkonferenz

Mina Ahadi, Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime
Hartmut Krauss, Redaktion der Zeitschrift Hintergrund
Dr. Michael Schmidt-Salomon, Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung

Materialien zur Kampagne „Asyl für Ex-Muslime“

Asyl für Ex-Muslime! Kampagne für säkulare Flüchtlinge aus islamischen Staaten angelaufen
Gunnar Schedel, Materialien und Informationen zur Zeit (MIZ) 4/09
Download der pdf-Datei 

Apostasie: Grundinformation der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte
http://www.igfm.de/Apostasie-Abfall-vom-Islam.476.0.html (externer Link)

Auszüge aus den Strafgesetzen der Islamischen Republik Iran
(externer Link, siehe insbesondere „Kampf gegen Gott und Verderbenstiften auf Erden“)
http://www.igfm.de/Auszuege-aus-den-Strafgesetzen-der-Islamischen-Republik-Iran.593.0.html
Kritische

Islamkonferenz fordert Bundesregierung zum Protest gegen Hinrichtungen im Iran auf
http://hpd.de/node/8177 (externer Link)

Ehasan Fattahian wurde hingerichtet
http://hpd.de/node/8197 (externer Link)

Gerichtsurteil im Asylverfahren „Siamak Zare“
(siehe insbesondere die hervorgehobene Passage auf S.11!)
(pdf-Datei, Download)

Folgeantrag im Asylverfahren „Siamak Zare“ (RA Marx, Frankfurt)
(pdf-Datei, Download)

Spuren der Folter: Siamak nach der Entlassung aus iranischer U-Haft
(Bild 1Bild 2)

Siamak als Fotograf in Deutschland
Zeitungsbericht zu einer aktuellen Ausstellung

Kampagnenplakat „Wir haben abgeschworen!“
des Zentralrats der Ex-Muslime (hervorgehoben Siamak Zare)
(pdf-Datei, Download)

Original-Broschüre „Wir haben abgeschworen!“ des ZdE
(pdf-Datei, Download)

Kritische Islamkonferenz fordert Bundesregierung zum Protest gegen Hinrichtungen im Iran auf

Die Organisatoren der Kritischen Islamkonferenz haben die deutsche Bundesregierung dazu aufgefordert, „in aller Entschiedenheit“ gegen die anstehenden Hinrichtungen von Ex-Muslimen im Iran zu protestieren. Im Fall des 28jährigen Ehsan Fattahian drängt die Zeit ganz besonders: Wie Mina Ahadi, die Vorsitzende des „Zentralrats der Ex-Muslime in Deutschland“ (ZdE), berichtete, soll Fattahian schon am frühen Mittwochmorgen wegen Apostasie (Abfall vom Glauben) und „Kampf gegen den Islam“, so die offizielle Urteilsbegründung, exekutiert werden.

Der Hinrichtungstermin wurde erst am vergangenen Sonntag bekannt gegeben. Fattahian trat daraufhin in den Hungerstreik. Wie er sind noch fünf weitere Glaubensabtrünnige von Hinrichtung in den nächsten Tagen bedroht, elf weitere Personen sollen wegen politischer Aktivitäten gegen das Mullah-Regime der Todesstrafe zum Opfer fallen.

„Wenn der internationale Druck stark genug ist, kann es gelingen, Ehsan und die anderen Gefangenen zu retten!“, sagte Ahadi, die in Kontakt mit den Angehörigen steht und um deren Verzweiflung weiß. „Wir fordern die deutsche Bundesregierung, namentlich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle, auf, offiziell im Namen der Bundesrepublik Deutschland gegen diese eklatanten Menschenrechtsverletzungen zu protestieren!“, erklärte die ZdE-Vorsitzende am Montagmorgen gegenüber hpd.

„Nach Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hat jeder Mensch Anspruch auf Religionsfreiheit“, ergänzte Michael Schmidt-Salomon, der als Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung einer der Mit-Initiatoren der Kritischen Islamkonferenz ist. „Die Bundesregierung hat sich einige Male für Menschen eingesetzt, die vom Islam zum Christentum konvertierten. Es wird Zeit, dass sie sich endlich auch für religionsfreie Menschen engagiert! Denn gerade sie sind in theokratischen Systemen wie dem Iran besonders bedroht!“

In den vergangenen Jahren gelang es Ahadis Netzwerk immer wieder, Menschen vor der Todesstrafe zu bewahren. „In Ehsans Fall ist die Zeit sehr knapp, aber wir werden alles tun, was in unserer Macht steht!“, versprach Ahadi.

Solidarität mit dem iranischen Widerstand

Vertreter der „Kritischen Islamkonferenz“ haben zu „Solidarität mit der iranischen Oppositionsbewegung“ aufgerufen. In der von Ralph Giordano, Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), Hartmut Krauss (Zeitschrift Hintergrund) und Michael Schmidt-Salomon (Giordano Bruno Stiftung) unterzeichneten Erklärung heißt es, die Menschen im Iran hätten „ein Recht auf umfassenden Widerstand gegen das staatsislamistische Terrorregime und für eine säkular-demokratische Umwälzung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse“. Die deutsche Bundesregierung wird in der Erklärung aufgefordert, „die Wahl Ahmadinedjads nicht anzuerkennen und sich für schärfere Sanktionen gegen den Gottesstaat einzusetzen.“ Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran sollten bis auf weiteres vollständig eingefroren werden.

Als „bezeichnend“ werteten es die Vertreter der „Kritischen Islamkonferenz“, dass die von der offiziellen „Deutschen Islamkonferenz“ hofierten Muslimverbände sich hartnäckig geweigert haben, die Menschenrechtsverletzungen im Iran zu verurteilen und eine entsprechende Erklärung zu unterzeichnen: „Diesen Kräften gilt es fortan die öffentliche Unterstützung zu entziehen und sie endlich als das zu begreifen, was sie jenseits aller rhetorischen Floskeln in Wahrheit sind: Protagonisten der Gegenaufklärung und der Desintegration.“

Am kommenden Freitag, dem 3. Juli, findet um 17 Uhr eine Solidaritätskundgebung in Köln statt. Auf der Domplatte am Römerbogen werden u.a. Ralph Giordano, Mina Ahadi und der iranische Filmemacher Basier Nasiebi sprechen.

Streitfall Kopftuchfreie Schule

Prominent besetzte Veranstaltung der Kritischen Islamkonferenz am 30.1.09 in Düsseldorf

Im Oktober 2008 sorgte ein Elternbrief der Anne-Frank-Realschule Düsseldorf für bundesweiten Diskussionsstoff: Die Schulleitung hatte den Schülerinnen und Schülern das Tragen von Kopfbedeckungen aller Art, also auch des muslimischen Kopftuchs, im Unterricht untersagt. Daraufhin zog ein Sturm der Entrüstung auf: In den Medien wurde die Anordnung als „schockierend“, „wirklichkeitsfremd“, „integrationsfeindlich“ und „gesetzeswidrig“ bezeichnet und der Düsseldorfer Rektor zu einer Rücknahme der Maßnahme gezwungen.
Nach Ansicht des Zentralrats der Ex-Muslime sowie der anderen Organisationen der Kritischen Islamkonferenz wurden in der öffentlichen Debatte zum Kopftuchverbot in der Schule die entscheidenden Argumente vollständig ignoriert. Deshalb hat sich die Kritische Islamkonferenz dazu entschlossen, gemeinsam mit der Kinderrechtsorganisation „Children First Now“ und dem Verein für Sprachförderung „I.so.L.De“ eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Kopftuchfreie Schule“ in Düsseldorf durchzuführen.
Mit von der Partie sind u.a. der Schriftsteller Ralph Giordano, die Autorin Fatma Bläser („HennaMond“), die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime Mina Ahadi, die Frauenrechtlerin Collin Schubert (terre des femmes), die Performancekünstlerin Parvaneh Hamidi sowie die gläubige Muslima Emel Zeynelabidin, die nach 30 Jahren das Kopftuch aus religiösen Gründen abgelegt hat. Moderator der Veranstaltung ist der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung Michael Schmidt-Salomon.

Gegen Fremdenfeindlichkeit und reaktionäre Islamverteidigung

Kritische Islamkonferenz attackiert Anti-Islamisierungs-Kongress

Köln. Anlässlich des „Anti-Islamisierungs-Kongresses“, der vom 19. bis zum 21. September in Köln stattfinden soll, haben Vertreter der „Kritischen Islamkonferenz“ zum Widerstand „gegen die einheimischen und zugewanderten Rechtskräfte“ aufgerufen. In der von Mina Ahadi (Zentralrat der Ex-Muslime), Ralph Giordano, Hartmut Krauss (Zeitschrift Hintergrund) und Michael Schmidt-Salomon (Giordano Bruno Stiftung) unterzeichneten Erklärung heißt es, den Veranstaltern des „Anti-Islamisierungs-Kongresses“ gehe es nicht darum, „die menschenrechtswidrigen, antidemokratischen und reaktionär-patriarchalischen Grundinhalte und Praktiken des Islam anzuprangern, sondern darum, Einwanderer aus der Türkei, dem Iran und arabischen Ländern pauschal als Bedrohung zu stigmatisieren.“ Diese Anti-Islam-Propaganda diene als Mittel zur „populistischen Ausbeutung begründeter islamkritischer Stimmungen innerhalb der einheimischen Bevölkerung“. Im Verborgenen bleibe dabei die „tiefe weltanschaulich-politische Wesensverwandtschaft zwischen einheimischem Rechtskonservatismus und islamischer Orthodoxie“, die sich etwa in gemeinsamen patriarchalen Werten ausdrücke.

Ähnlich scharf wie mit „Pro Köln“ und ihren Verbündeten rechnen die Vertreter der Kritischen Islamkonferenz jedoch auch mit der Gegenseite der „vermeintlich antirassistischen Islamversteher“ ab. Die Abgesandten Erdogans, Milli Görüs und die Grauen Wölfe würden sich „ins Fäustchen lachen, wenn die deutschen Blockierer einseitig und voller Vehemenz gegen Pro-Köln und Co. demonstrieren“, aber auf Tauchstation gingen, „wenn gegen Islamisten, Ehrenmörder, Zwangsverheirater, Karikaturenschänder, muslimische Mordhetzer und Judenhasser etc. aufzumarschieren wäre“. Gefordert sei heute eine „dritte Kraft“, die sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ebenso wehre wie gegen menschenrechtswidrige Formen religiöser Herrschaft. Ziel dieser dritten Kraft sei „eine freie, gerechte und solidarische Gesellschaft, in der Menschenrechtsverletzungen von keiner Seite geduldet und verharmlost werden“.

Am 12. September wollen die Unterzeichner im Rahmen einer „Sonderveranstaltung der Kritischen Islamkonferenz anlässlich des Anti-Islamisierungs-Kongresses“ ihre Positionen zu Gehör bringen. Als Redner werden Ralph Giordano, Mina Ahadi und der Islamkritiker Hartmut Krauss auftreten.

Aufruf der Kritischen Islamkonferenz

„Gegen Fremdenfeindlichkeit und reaktionäre Islamverteidigung“
Download (PDF)

Veranstaltungshinweis

Gegen Fremdenfeindlichkeit und reaktionäre Islamverteidigung 
Sonderveranstaltung der Kritischen Islamkonferenz
anlässlich des sog. „Anti-Islamisierungs-Kongresses“

plakatKonfkl

Redner: Ralph-Giordano, Mina Ahadi und Hartmut Krauss
Freitag, 12. September 2008
Köln, Jugendherberge Riehl, An der Schanz 14
Beginn: 18:30
Kostenbeitrag: 5 Euro
Veranstalter: Zentralrat der Ex-Muslime, Redaktion Hintergrund, Giordano Bruno Stiftung

Ex-Muslime fordern kopftuchfreie Schulen

Informationen zur Veranstaltung 2007 am Samstag, dem 1.12.07 in der Universität Köln

Ex-Muslime fordern kopftuchfreie Schulen
Podiumsdiskussion mit Mina Ahadi, Ralph Giordano und Günter Wallraff in Köln

Köln Die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime (ZdE), Mina Ahadi, fordert kopftuchfreie Schulen. In einer Erklärung des Zentralrats heißt es, der Staat solle ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und Schülerinnen an öffentlichen Schulen einführen. Dieser Schritt sei notwendig, um Mädchen aus streng muslimischen Familien in ihrem Emanzipationsstreben zu unterstützen. Zwar sei es für eine offene Gesellschaft keineswegs unproblematisch, wenn der Staat in die Kleiderordnung seiner Bürger eingreife, dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass man jene gewähren ließe, die die offene Gesellschaft am liebsten ganz abschaffen würden. Die Verschleierung von Mädchen sei eine Form von „mentaler Kindesmisshandlung“, gegen die der Staat einschreiten müsse. Auf der Grundlage der Verfassung könnten nur „aufgeklärte Versionen des Islam“ toleriert werden, die etwa die Gleichberechtigung von Mann und Frau akzeptierten.

Ahadi will die Forderung nach einem Kopftuchverbot am 1. Dezember in Köln im Rahmen einer von der Giordano Bruno Stiftung veranstalteten Podiumsdiskussion begründen. Mit ihr kontrovers diskutieren werden die Schriftsteller Ralph Giordano und Günter Wallraff, die in den letzten Monaten ebenfalls mit islamkritischen Äußerungen für Schlagzeilen gesorgt haben. Die Debatte unter dem Titel „Aufklären statt verschleiern! – Islam in Deutschland“ wird vom Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung, Michael Schmidt-Salomon, moderiert werden und ist als Auftaktveranstaltung zur „Kritischen Islamkonferenz“ im Frühjahr/Sommer 2008 gedacht. Veranstaltungsort der Diskussion am kommenden Samstag ist die Aula der Universität Köln (Albertus-Magnus Platz 1). Die Veranstaltung beginnt um 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Erklärung des Zentralrats der Ex-Muslime zu kopftuchfreien Schulen (November 2007)
Download der PDF-Datei

Die Podiumsteilnehmer

Mina Ahadi, geb. 1956, ist Gründungsmitglied und Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, des Internationalen Komitees gegen Steinigung und des Internationalen Komitees gegen die Todesstrafe. Sie wurde Anfang der 80er Jahre aufgrund ihrer politischen Tätigkeit gegen das iranische Mullahregime in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Bis 1990 lebte sie als Partisanin im Untergrund, dann gelang ihr die Flucht nach Österreich. Ahadi wurde im Oktober 2007 für ihr Engagement für Menschen- und Frauenrechte in London zur „Säkularistin des Jahres“ gewählt. Internet: www.ex-muslime.de/

Ralph Giordano, geb. 1923, ist Schriftsteller, Journalist und Regisseur. Als Jugendlicher wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft drei Mal von der Gestapo verhört und misshandelt. Er und seine Familie überlebten die Nazizeit versteckt in einem Keller in Hamburg-Alsterdorf. Die Erfahrungen dieser Zeit verarbeitete er u.a. in seinem erfolgreichen Roman „Die Bertinis“, der fürs Fernsehen verfilmt wurde. Das ehemalige KPD-Mitglied Giordano rechnete 1961 in seinem Buch „Die Partei hat immer Recht!“ mit dem Stalinismus ab. Als unermüdlicher Warner vor der Gefahr des Totalitarismus schaltete sich Giordano in viele Debatten ein. In diesem Jahr sorgte vor allem sein Engagement gegen den Moscheebau in Köln für Schlagzeilen.

Günter Wallraff, geb. 1942, ist ebenfalls Schriftsteller und Journalist, er begründete sogar eine eigene Form des „investigativen Journalismus“, nämlich die verdeckte Recherche unter falscher Identität. Wie stilbildend Wallraff dabei war, zeigt sich u.a. darin, dass sich in der schwedischen Sprache das Wort „wallraffa“ als offizielle Bezeichnung für diese verdeckte Form des Journalismus eingebürgert hat. Günter Wallraff war u.a. „der Mann, der Hans Esser war“ und der als solcher über die Methoden der Bildzeitung berichtete, sowie der Türke Ali Levent, der die deutsche Arbeitswelt von „Ganz unten“ beschrieb. Dass Wallraff in diesem Jahr die Kölner Moscheebauer der DITIB mit dem Vorschlag verstörte, ausgerechnet Rushdies „Satanische Verse“ in der Moschee lesen zu wollen, hat einen lebensgeschichtlichen Hintergrund: Nachdem gegen Rushdie die lebensbedrohliche Fatwa verhängt wurde, bot ihm Wallraff in seiner Wohnung in Köln eine zeitlang Unterschlupf. Internet: www.guenter-wallraff.com/

Moderation: Michael Schmidt-Salomon, geb. 1967, ist Philosoph und Schriftsteller sowie Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung (GBS). Neben seinen Veröffentlichungen (u.a. „Manifest des evolutionären Humanismus“, „Stollbergs Inferno“, „Die Kirche im Kopf“, Wo bitte geht`s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“) wurde er vor allem durch medienwirksame Aktionen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. So leitete er u.a. die PR-Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ des Zentralrats der Ex-Muslime. Internet: www.schmidt-salomon.de

Presseberichte zur Auftaktveranstaltung (Auswahl)

Ex-Muslime fordern Kopftuchverbot an Schulen
Die Welt online, 26.11.07 [externer Link]

Kopftuchverbot für Kinder
TAZ, 26.11.07 [externer Link]

“ Mädchen werden integrationsuntauglich gemacht“
Interview mit Günter Wallraff zur Veranstaltung
Spiegel online, 1.12.07 [externer Link]

„Kopftuch ist Kindesmisshandlung“
Muslime in Deutschland
Stern online, 2.12.07 [externer Link]

Kritik am Kopftuch
Kölnische Rundschau, 2.12.07 [externer Link]

„Aufklären statt verschleiern!“
Ahadi, Giordano und Wallraff diskutierten über den Islam
Humanistischer Pressedienst, 3.12.07 [externer Link]

Kurze Videodokumentation der Veranstaltung auf You Tube
http://www.youtube.com/watch?v=LHB3FK8KpZs

Ausschnitte aus der Veranstaltung im „ARD-Jahresrückblick 2007“
http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video252792.html

Materialien zur Veranstaltung

Veranstaltungsplakat in druckfähiger Auflösung
Download der jpg-Datei
(Zur Veröffentlichung freigegeben.
Quellenangabe: Giordano Bruno Stiftung/agentur werner bohr)

Druckfähiges Bild „Aufklären statt verschleiern“ (ohne Veranstaltungshinweis)
Download der jpg-Datei
(Zur Veröffentlichung freigegeben.
Quellenangabe: Giordano Bruno Stiftung/agentur werner bohr)

Um Missverständnisse zu vermeiden: Der Zentralrat der Ex-Muslime hat kopftuchfreie Schulen gefordert – nicht die Giordano Bruno Stiftung. Die Stiftung hält die Position der Ex-Muslime allerdings für durchaus diskussionswürdig (im wahrsten Sinne des Wortes!) und lädt deshalb zu einer Podiumsdiskussion ein, auf der diese und andere Fragen kontrovers diskutiert werden.

Zur rechtlichen Problematik des Kopftuchverbots (bislang nur im Falle von Lehrerinnen diskutiert) verweisen wir auf die differenzierte Analyse, die unser Beiratsmitglied Gerhard Czermak erstellt hat und die im Portal der „Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland“ (fowid) heruntergeladen werden kann: Gerhard Czermak: Das islamische Kopftuch im rechtlichen und politisch-gesellschaftlichen Zusammenhang

Zu den empirischen Hintergründen der Thematik „Islam in Deutschland“ verweisen wir auf die ebenfalls im Portal der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) veröffentlichte Analyse des GBS-Kuratoriumsmitglieds Carsten Frerk Muslime in Deutschland.

Der Islamkritiker Hartmut Krauss (Zeitschrift Hintergrund) unterstützt die Forderung des ZdE zum Kopftuchverbot an deutschen Schulen, siehe den Text:
Zur kritisch-analytischen Begründungsbasis eines Kopftuchverbots für Schülerinnen